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Internationale Fränkische Großmeistertage zurück zur Hauptseite |
Impressum aktualisiert am 28.02.2006 00:12 |
Bericht - Runde 1
Die Pulvermühle - Treffpunkt von Klassik, Moderne und Zukunft
Vieles wirkt wie bei einem Turnier aus dem vorigen Jahrhundert. Nicht nur die Spielernamen Viktor Kortchnoi und Artur Jussupow erinnern an das hochklassige Schach aus früheren Zeiten. Auch die klassische Turnierbedenkzeit verspricht ruhig ausgetragene, aber doch scharf gespielte Partien. Die ruhige, abgeschiedene Lage des Turniers konzentriert die Spannung noch: hier dreht sich alles um pures Schach.
Natürlich spielt dabei auch die erinnerungsschwere "Pulvermühle" eine Rolle. Namen wir Michail Botvinnik, Bobby Fischer, Lothar Schmid und Wolfgang Unzicker sind mit der Geschichte dieses Hauses verbunden; und diese Verbundenheit mit ihrer Vergangenheit wird von der Familie Bezold auch liebevoll gepflegt.
Auf der Höhe der Zeit
Aber ohne diese schon würdevolle Stimmung zu stören, mischt sich auch die Gegenwart ein: "natürlich" sind die Partien online im Internet, selbstverständlich deckt eine aktuelle Berichterstattung das Interesse von Schachspielern aus der ganzen Welt ab. Dieses zweitstärkste Großmeister-Turnier Deutschlands hat schon am ersten Tag 1.000 Zugriffe im Web erfahren.
Im Nebenraum analysiert Klaus Bischoff live und mit zeitgemäßer Technik die Partien. Die Zuschauer wechseln zwar zwischendurch einmal in den Turniersaal, um die Atmosphäre zu schnuppern. Aber meistens bleiben sie dem launig und kompetent kommentierenden Großmeister treu.
Auf dem Sprung
Aber der besondere Dreiklang des Turniers in der Pulvermühle zeigt sich erst bei einem Blick auf die Teilnehmer. Die Nachwuchshoffnungen des Deutschen Schachs Arik Braun und David Baramidze sind ebenso am Start wie Kateryna Lahno. Die 16jährige Europameisterin träumt sicher ein wenig davon, es den beiden letzten Teilnehmerinnen der Fränkischen Großmeistertage gleichzutun: sowohl Zhu Chen (2000) als auch Antoneata Stefanova (2004) konnten kurz nach ihrer Feuerprobe in Franken den Weltmeistertitel erlangen.
PartienEs sieht immer so leicht aus. Jeder Zug ist selbstverständlich, die Stellung entwickelt sich einfach stark weiter. So ist das, wenn ein wirklicher Könner den Figuren Leben einhaucht. Ganz klar verliefen die beiden Weißsiege aus der Sicht des Beobachters. Viktor Kortchnoi überspielte Kateryna Lahno, als wäre es keine Schwierigkeit. Im passenden Moment öffnete er die Stellung, gewann einen vorwitzigen Bauern und verwandelte ihn im Endspiel mit Leichtigkeit zu einem Sieg.
Auch Jan Gustafsson konnte seinen Gegner David Baramidze förmlich überrennen. Gerade, als das Publikum schon meinte, David hätte eine Festung errichtet, knackte Jan mit einem von langer Hand geplanten Doppelopfer die schwarze Stellung.
Trainer gegen Schüler. So könnte man das Duell zwischen IM Arik Braun und GM Michael Bezold beschreiben. Der Lokalmatador wählte eine für ihn ungewöhnliche Variante in der Bogoindischen Verteidigung. Es erschien anfangs seltsam, dass Schwarz mit seinem c-Bauern auf b4 auftauchte. Aber nach und nach bekam Bezold die Stellung unter Kontrolle, ohne jedoch wirklich Vorteil zu haben. Weiß ließ nichts anbrennen und hielt die Stellung geschlossen. Die optisch schönen Springer stehen gut, drohen aber wenig, so dass eine Punkteteilung die logische Konsequenz war.
Ebenfalls in der Remishafen liefen der Bindlacher GM Michael Prusikin und GM Artur Jussupow. Der Franke opferte für ein schönes Zentrum einen Bauern. Jussupow konsolidierte seine Position aber immer mehr und gerade als beide Spieler vor dem Scheideweg standen, etwas zu riskieren, wurde Remis vereinbart. Die längste Partie des Tages fand dann wieder einen Sieger. Nach sehr wechselhaften Verlauf konnte der Slowake Jan Markos den Österreicher Valery Atlas niederringen. Zunächst sah es nach einem klaren Sieg für Schwarz (Markos), der ein typisches Bauernopfer anbrachte, um sich die schwarzen Felder im Zentrum zu sichern. Er gewann die Qualität, spielte aber nicht zielstrebig genug auf Sieg , sondern fand sich zwar immer noch mit Mehrqualität, aber schon gegen zwei Bauern wider. Atlas lehnte sogar ein Remisangebot ab, überreizte seine Stellung, indem er auf seinen Freibauern in der d-Linie setzte. Markos opferte einfach seinen Läufer für diesen Umwandlungskandidaten und führte seine Freibauern unterstützt von Turm und König zum vollen Punkt.
Damit gab es am ersten Tag drei entschiedene Partien.
Im Kandidaten-Wettkampf fiel die Entscheidung in der Zeitnot. IM Yochanan Afek hatte bis dahin einen ordentlichen Vorteil und wollte ihn zu einem Sieg verdichten. Aber irgendwie entglitt ihm dabei die Kontrolle über die schwarzen Türme, so dass plötzlich Axel Heinz mit entscheidenden Drohungen in Vorteil kam.